Leute, habt ihr die neue Vision von Apple ausprobiert? Wow, endlich HD-Qualität! Warte, was sehe ich da? Mein geschultes Auge sieht leider wieder direkt durch die PR-Maschen der proprietären Müllproduktion.
Apple positioniert die Vision Pro als Krönung der VR/AR-Technologie. Wer Vision Pro kauft, kauft eigentlich die Lizenz zum Nicht-Mitspielen. Aus Sicht eines Technikers und Bastlers ist sie ein fundamental falscher Ansatz: ein hermetisch abgeriegeltes System ohne Root-Zugriff, ohne niedrige-Level-Entwickleroptionen und mit Hardware, die jede Bastler-Freundlichkeit aktiv bekämpft. Der Vergleich zur Oculus Go – die man gebraucht unglaublich günstig bekommt – ist eine klare Ansage.
1. Das Display: „Retina“ ist ein relatives Marketing-Konstrukt (PPD & Subpixel)
Apple nennt es „Retina“. Ach, Apple, hör doch auf! Wir wissen, dass "Retina" lediglich ein relatives Marketing-Konstrukt ist. Technisch sprechen wir hier über PPD (Pixel Per Degree) und die tatsächliche Subpixel-Struktur, nicht über PR-Slogans.
Apple Vision Pro: Schätzungsweise ~40 PPD. Der kritische Screen-Door-Effect wird nicht allein durch die Pixeldichte eliminiert. Die genauen Spezifikationen bleiben – überraschend wenig überraschend – proprietär.
Vergleich Oculus Go: ~15 PPD. Deutlich geringer, aber mit standardmäßigem RGB-Striping. Für Bastlerprojekte, die den Fokus auf die Software-Ebene legen, sind diese bekannten Specs völlig transparent und ausreichend.
2. Betriebssystem & Entwicklerschnittstellen: Root-Diktatur und die Community
Der Kern des Problems ist nicht die Hardware-Leistung, sondern die Diktatur des geschlossenen Systems. Und hier betreiben Apple und Meta das gleiche Spiel.
Feature | Apple Vision Pro (visionOS) | Meta Quest (z.B. Q3) | Oculus Go (Android-basiert) |
Kernel / Root-Zugriff | Geschlossener Sandbox-Kernel, Kein Root möglich, Kein Jailbreak. | Stark modifiziertes Android. Root-Zugriff ist extrem schwierig oder unmöglich. | Gepatchter Android-Kernel. Vollständiger Root-Zugriff mit Custom ROMs erreichbar. |
Code-Installation | Ausschließlich über den Apple App Store. Sideloading praktisch unmöglich. | Eingeschränktes Sideloading über Developer Mode. Trotzdem restriktiv. | ADB/Sideloading von .apk -Dateien uneingeschränkt möglich. |
Die Bastler-Realität: Die Oculus Go war nie perfekt – aber sie ließ dich ins System greifen, Fehler machen, reparieren, hacken. Die Community hat sie am Leben erhalten. Die Vision Pro hingegen behandelt dich wie ein Kleinkind, das an Mamas Kabeln nichts anfassen darf, geschweige denn den Kernel kompilieren. Die neuen Geräte von Meta haben dieses offene Android-Erbe der Go verraten – wieder Mist für jeden, der Custom-Kernels und volle Hardware-Kontrolle will.
3. Hardware-Details für Bastler: Preis und 3DoF-Hacks
Die pure Leistung der Vision Pro ist irrelevant, wenn sie nicht genutzt werden kann.
Metapher: Vision Pro ist wie ein Tesla ohne Lenkrad: hübsch, teuer, aber völlig nutzlos, wenn du selbst fahren willst. Die Oculus Go? Ein rostiger VW-Golf – aber du kannst den Motor selbst ausbauen und ein Bierfass einbauen, wenn du Bock hast. Das ist Freiheit.
Preis-Argument: Eine Oculus Go bekommt man gebraucht oft unter 100 Euro. Selbst ungerootet ist sie die perfekte, kostengünstige Experimentier-Plattform. Die Vision Pro hingegen kostet 4000 Euro.
3DoF in DIY-Szenarien: Für viele selbstgebaute Apps war das 3DoF-Tracking der Go völlig ausreichend. Enthusiasten können den 3DoF-Standard ignorieren und ohnehin eigene Sensorketten (Raspberry Pi/Kameras) über das offene Android HAL direkt integrieren.
4. SHAME: Foxconn-Monolith als 4000€-„Goldstandard“ verkauft
Genau hier liegt die technische Verhöhnung: Apple verkauft dir für 4000 € einen goldlackierten Gefängniskäfig. Man präsentiert die Vision Pro als revolutionäre Hardware, während sie intern auf dem üblichen, billigen und nutzerfeindlichen Foxconn-Design basiert.
Das Verbrechen: Man verkauft ein 4000€-Gerät und betreibt gleichzeitig die maximalste Form der Obsoleszenz-Planung. Der Kunde kauft ein Stück Hardware, das er nicht reparieren, nicht modifizieren und dessen Akku er nicht ohne Weiteres tauschen kann. Die Hardware ist ein Monolith, der jede Eigenreparatur aktiv verhindert.
Reparierbarkeit: Die Erwartung ist ein iFixit-Reparatur-Score von 1/10. Verklebte Akkus, nicht-austauschbare Einzelteile, proprietäre Schrauben.
5. Technischer Vergleichstabelle (Erweiterte Specs)
Gerät | SoC / Architektur | Betriebssystem | Entwicklerzugriff | Tracking | Gebrauchtpreis (Schätzung) |
Oculus Go | Qualcomm Snapdragon 821 (ARM) | Android-basiert | Full System Root, Custom Bootloader, ADB/Sideloading | 3DoF | Unter 100€ |
Meta Quest 3 | Snapdragon XR2 Gen 2 (ARM) | Android-basiert (stark modifiziert) | Eingeschränktes Sideloading, Kein Root | 6DoF | Hoch |
Apple Vision Pro | Apple Silicon (M2 + R1) | visionOS (iOS-Derivat) | Geschlossener Sandbox, Kein Root, Kein Sideloading | 6DoF | Sehr Hoch (4000€+) |
6. End-Fazit: Blackbox-Diktatur vs. Spielwiese der Freiheit
Die Apple Vision Pro ist eine Blackbox. Sie ist das Gegenteil von dem, was Hardware-Enthusiasten schätzen: ein undurchdringliches System, das Kontrolle entzieht und die Obsoleszenz von Anfang an einplant.
Die Oculus Go mag veraltet sein, aber sie ist die wahre Preis-Leistungs-Empfehlung für jeden Bastler. Sie repräsentiert eine offene Philosophie auf einer verständlichen technischen Ebene und ist eine Spielwiese für alle, die uneingeschränkten Zugriff auf ihre Hardware haben möchten.
Endgültiges Urteil: Die Zukunft der VR liegt nicht bei Foxconn-Goldkäfigen oder Zuckerbergs Metaverse-Ghettos, sondern in der Bastlergarage mit ’nem Lötkolben, einer alten Oculus Go und dem Willen, das System zu verarschen, statt sich von ihm verarschen zu lassen.
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